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Datum: 27.07.2022

Ein besonders gelungener Weg

Inklusion auf den allgemeinen Arbeitsmarkt

Unser Bericht handelt von einem jungen Mann, Arthur, der einen Arbeitsplatz auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt sucht und mit sehr positiven Aussichten seinen Weg startet.
Arthur lernt in einer besonderen Weise und da er auf seinem Weg ganz individuelle Unterstützung braucht, besuchte Arthur in den letzten zwei Jahren die Berufsvorbereitende Einrichtung (BVE) in Tuttlingen (www.bve-tuttlingen.de), eine Einrichtung des Landkreises Tuttlingen, die der Johann-Peter-Hebel-Schule in Tuttlingen zugeordnet ist und in enger Kooperation mit der Ferdinand-von-Steinbeis-Schule sowie der Fritz-Erler-Schule Tuttlingen die Bildungsangebote bereitstellt.
Neben dem Unterricht legte Arthur gemeinsam mit seinen Lehrerinnen und Lehrern seine Ziele fest, es wurden Teilschritte erarbeitet, Praktika vorbereitet und durchgeführt. So gestaltete sich der Schulalltag von Arthur, in den letzten zwei Jahren, deutlich erschwert durch die Corona Epidemie und ihre gesamtgesellschaftlichen Auswirkungen, sehr abwechslungsreich und auch herausfordernd.
Arthur hatte dennoch besonderes Glück und davon soll berichtet werden!
Der Schulalltag in der BVE Tuttlingen ist nicht denkbar ohne die berufsbezogenen Erfahrungen, die den Jugendlichen über Praktika auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt ermöglicht werden. Dazu benötigt die BVE zahlreiche Betriebe oder kommunale/kirchliche Einrichtungen in der Stadt und im Landkreis Tuttlingen, die bereit sind, neben ihren hohen und ständig wachsenden Arbeitsbelastungen, den Jugendlichen einen Praktikumsplatz zu schaffen, die Praxisanleitung zu übernehmen und ihnen dadurch vielfältige berufsbezogene Erfahrungen zu ermöglichen.
Die Mitarbeitenden in den Betrieben, in Teams oder in einzelnen Abteilungen sind bereit, sich mit den jungen Menschen und ihren individuellen Lernbesonderheiten auseinanderzusetzen und somit aktiv ihren Beitrag zur Inklusion zu leisten.
Was macht Arthurs Weg in die Berufstätigkeit besonders?
Arthur ist ein junger Mann, dem es nicht möglich ist, offen und selbstverständlich auf andere Menschen zuzugehen und sich auszutauschen, seine Fragen, Wünsche und Bedürfnisse zu äußern. Er ist sehr zurückhaltend und er benötigt ein verständnisvolles Umfeld, in welchem die Menschen bereit sind, sich auf ihn einzustellen, damit Arthur sich öffnen und seine Kompetenzen zeigen und entwickeln kann.
Für Arthur wurde ein Praktikumsplatz bei der Firma nopa instruments Medizintechnik GmbH im Gewerbegebiet Gänsäcker in Tuttlingen zur Verfügung gestellt, was für die Lehrkräfte zunächst deshalb ein glücklicher Umstand war, weil der Geschäftsführer Norbert Pauli und seine Familie aus anderen Projekten bekannt waren als Menschen mit bemerkenswerter Verantwortungsbereitschaft gegenüber Kindern und Jugendlichen, die besondere Unterstützung brauchten oder die sozial benachteiligt waren.
Mit einer kurzfristigen Zusage unterstützte Familie Pauli bereitwillig das aktuelle Anliegen und schuf einen Praktikumsplatz für Arthur.
Innerbetrieblich wurden in den vorgesehenen Bereichen mit Abteilungsleiter, Werkstattleiter und Arthurs Ansprechpersonen im Team die notwendigen Absprachen und Vorbereitungen getroffen, um Arthur in vielfältige betriebliche Abläufe einbinden zu können.
Mit diesem Einblick sollten Arthur die Erprobung und Entwicklung seiner beruflichen Kompetenzen ermöglicht und eine Eignung für die geforderten Tätigkeiten geprüft werden.
Schon beim Antrittsbesuch von Lehrkraft und Schüler war deutlich erkennbar, dass Arthur mit großer Offenheit im Betrieb aufgenommen wurde und dass das Praktikum gut vorbereitet stattfinden konnte.
Es waren ideale Bedingungen für das Praktikum geschaffen worden!
Aber war Arthur in der Lage, mit seiner Persönlichkeit und seinen Leistungen angemessen auf die betrieblichen Angebote bei nopa instruments antworten zu können? Passten seine Kompetenzen zu den betrieblichen Anforderungen?
Schon die Rückmeldungen nach einem mehrwöchigen Praktikum zeigten, dass Arthur täglich sehr gerne und überpünktlich zur Arbeit kam und er mit seinen Leistungen durchaus als Gewinn für den Betrieb gesehen wurde. Arthurs Praktikum konnte über das gesamte Schuljahr verlängert werden (zwei Tage pro Woche) und ein Besuch des Werkstattlehrers der Berufsschule, selbst aus dem Medizintechnikbereich kommend, ermöglichte Arthur die Erweiterung seiner handwerklichen Fähigkeiten über passgenaue Bildungsangebote in der Metallwerkstatt der Ferdinand-von-Steinbeis-Schule.
Arthur bezeichnet die nopa instruments Medizintechnik GmbH längst als „seine Praktikumsfirma“, mit der er sich stark identifiziert, in welcher er sehr gerne arbeitet und von deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern er gebraucht wird und sich wertgeschätzt fühlt. Der Ort, an welchem er zeigen kann, was in ihm steckt und wo er sich weiterentwickeln und ständig Neues dazulernen kann.

Mittendrin in der betrieblichen Gemeinschaft der nopa GmbH kommt er seinem Wunsch näher, einen Arbeitsplatz auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt finden zu können. Das zeichnet Arthurs Weg als besonders gelungenen aus.
Arthur hat seine Zeit in der BVE optimal genutzt. Die Lehrkräfte planen und gestalten die unterstützenden Bildungsangebote für jeden Schüler und jede Schülerin ganz individuell, quasi als Rüstzeug im Reisegepäck der Jugendlichen auf ihrem beruflichen Weg. Diesen jedoch zu gehen mit der erforderlichen Zielstrebigkeit und dem nötigen Durchhaltevermögen, das muss von dem Jugendlichen eigenständig geleistet werden und nicht selten scheitert ein sorgfältig und gut vorbereitetes Praktikumsangebot dennoch.
Für Arthur hat sich alles gut zusammengefügt. Seine Fähigkeiten passen zu den Anforderungen des Betriebs. Er wurde von verantwortungsbereiten Menschen aufgenommen. Hier findet Inklusion nicht in Sonntagsreden oder zu besonderen Anlässen statt, sondern sie wird gelebt im Alltag des Unternehmens.

Autor/in: MICHA PFITZER